Angemeldet bleiben

Eingewöhnung
- in Anlehnung an das Berliner Modell von Emmi Pikler -

 

Nach einer eventuellen, kurzen, Hospitation und/oder dem ersten Kennenlern-Treffen, bei dem Sie sich auch in Ruhe die Räumlichkeiten anschauen können, folgt der wichtigste Punkt um eine Bindung zu dem jeweiligen Tageskind herstellen zu können. Das heißt, bis es genug Vertrauen aufgebaut hat um sich auch von mir Trösten zu lassen. Es geht um die Eingewöhnungszeit in der ein Elternteil/ Erziehungsberechtigter das Kind über den Zeitraum von mind. 6 Tagen jedoch bis zu 2 Wochen in der Tagespflege begleitet. Wie schnell sich das Kind an die Tagespflegeperson bindet und sich an die Gruppe gewöhnt ist unterschiedlich aber auch zum großen Teil vom Verhalten (und insbesondere vom Gefühlsleben) des Elternteils abhängig.

Sind Sie sich als Elternteil selbst sehr unsicher oder können sich nur schwer von Ihrem Kind trennen, so hat auch das Kind Schwierigkeiten eine andere Bindung einzugehen und Sicherheit in dieser, für es fremden, Umgebung zu finden. Dasselbe gilt auch bei der späteren morgendlichen Übergabe. Je selbstverständlicher Sie mit der Betreuungs-situation umgehen, desto einfacher wird sich Ihr Kind auf die neue Situation einstellen können. Während der Eingewöhnung ist immer etwas Zeit sich auch persönlich näher zu kommen und Fragen zu beantworten die zwischenzeitlich auftauchen. Im besten Falle stehen Sie Ihrem Kind während der Eingewöhnungszeit lediglich als passive, sichere Basis an einem festen Platz zur Verfügung und reagieren als stiller Beobachter nur dann, wenn Ihr Kind auf Sie zukommt und Sie aktiv in sein Spiel einbezieht. So kann es sicher und schnell die Möglichkeit bekommen sich in die neue Gruppe und deren Tagesablauf einzufinden.

Die Anwesenheitsdauer wird von Tag zu Tag verlängert (erst 2 Stunden, dann halbtags…) und vertrauensvolle Handlungsweisen langsam an mich übergeben (z.B. füttern, Wickeln, Trösten etc.). Erlaubt mir das Kind schließlich diese Handlungen mit ihm allein zu vollziehen, ist es Zeit die Anwesenheit des Elternteils zu reduzieren(meist der 4. Tag). Erst nur für ein kurzzeitiges  „aus dem Zimmer gehen“, gefolgt von einem längeren Aufenthalt im Nebenzimmer, über den Punkt, an dem Sie sich zum erstmal für eine Stunde verabschieden und zur Eingangstür hinausgehen (6.-8. Tag), bis hin zur ersten richtigen Übergabe für einen ganzen Betreuungstag (9.-10. Tag). Erst nach diesem Zeitpunkt wird sich herausstellen ob Ihr Kind mich voll und ganz als sichere Basis und Tröster angenommen hat. Manche Kinder sind nach den ersten 4-6 Tagen schon soweit, andere können durchaus bis zu 3-4 Wochen brauchen. Hat mich das Kind nach spätestens 4 Wochen nicht als Bezugsperson angenommen, ist die Eigewöhnung gescheitert und eine Betreuungsaufnahme nicht möglich.

Als kleinen Tipp empfehle ich allen Eltern die erste Übergabe so kurz wie möglich, ruhig, selbstbewusst, aber auch einfühlsam und dennoch konsequent durchzuführen. Das Kind spürt jegliche Unsicherheit und das „nicht loslassen können“ und reagiert dementsprechend „spiegelnd“ mit lautem Geschrei und Weinen.

Bleiben sie nach der Verabschiedung wenn die Tür geschlossen ist am besten einige Minuten davor stehen und horchen sie. Oft hören die Kinder schon zu weinen auf, wenn Mama oder Papa erst zur Tür heraus sind. Gerade weil viele Eltern Ängste und Schuldgefühle entwickeln dass sie ihr Kind in fremde Hände geben und sich ständig fragen ob es auch ohne sie zurecht kommen wird, dokumentiere ich diesen ersten Tag ausführlich mit Videoaufnahmen, welche ich mir dann mit dem Elternteil ansehe. So nehmen sie nach dem zweiten Abschied beruhigende Bilder mit und können an der sanften Eingliederung ihres Kindes in seinem neuen zweiten Alltag, besonders mit mir als noch fremder Bezugsperson teilnehmen und entspannter ihrer Arbeit nachgehen.